Wer das Werk von Christa Manz-Dewald erfassen will, muss bereit sein, sich auf Sinnliches und Geistiges zugleich einzulassen – muss eintauchen in eine ästhetisch-philosophische Sphäre, die einen Blick hinter die Erscheinungen, einen tieferen Blick, über profanes Objekterkennen hinaus, fordert.
Gerade die Vielgestaltigkeit dieser künstlerischen Arbeit, die von klassischen Bildmedien über innovative Installationskonzepte bis zu eigenen Kulturprojekten reicht, lenkt unseren Blick auf den künstlerischen Gedanken dahinter, auf die zugrunde liegenden Ideen oder Prinzipien sowie auf die Schaffensintention der Künstlerin, die abstrakt genug scheinen, um sich in all diesen verschiedenen Formen und Techniken verwirklichen zu können.
Asiatische Einflüsse sind unverkennbar: Die Künstlerin reist zu interkulturellen Projekten mehrmals in Japan und China (zuletzt 2009 in Hefei), befasst sich mit Buddhismus und Taoismus und erlernt die chinesische Sprache. Tusche, traditionell für Zeichnung und Kalligraphie gebräuchlich, ist das Medium, das Visuelles und Verbales verbindet – ein Gedanke, der besonders in den Ursprüngen asiatischer Kultur verankert ist.
Ob Chinesisch, Französisch, Italienisch – Sprache ist Manz-Dewald bedeutsames Ausdrucks- und Austauschmittel, für eigene Gedanken und internationale Künstlerkontakte. Literatur inspiriert sie, und Serien wie les traces werden konkret mit Textpassagen verknüpft präsentiert.
Die Pharmazeutin nutzt chemische Prozesse, lässt Photoentwickler in der Bildentwicklung agieren und fixiert das ästhetische Ereignis. Ein Dualismus des Schaffens und Gewähren-lassens schwingt zwischen den Polen des Spontanen, Unbewussten oder Zufälligen und des Intendierten, Bewussten oder Konzeptionellen im harmonischen Gleichgewicht.
Entwicklung und Dialektik sind Wesen dieser Kunst; Bild, Sprache, Klang, Wasser, Licht sind die Medien, geprägt durch Intuition und Intellekt, meditative Konzentration und kulturelle Kommunikation, als Ausdruck des Inneren und Verinnerlichung des Äußeren.
Auszug aus Dr. Marina Linares, Kunsthistorikerin (Köln, April 2010)